Die Stall-Apotheke  -  Rüsten Sie sich für Notfälle !

 Wichtig scheint das frühzeitige Üben mit den Utensilien, um im Falle eines Falles geschickt damit umgehen zu können. Aufbauen können Sie hierbei so ähnlich, wie in der Rubrik "der Weg zum wohlerzogenen Esel" beschrieben.

Ein wohlerzogener Esel steht still bei der Inspektion des Tierarztes, lässt sich an allen Körperstellen anfassen, kennt die rektale Temperaturmessung usw. Denken Sie daran dass es sich am gesunden Esel besser üben lässt als am kranken, gestressten Tier !

Eine Isolationsmöglichkeit sollte vorhanden sein, falls Sie mehrere Tiere beherbergen.

Sei es um andere Tiere vor Infektionen zu schützen, dem erkrankten Tier Ruhe zu gewähren usw.

Dies muss keine Box sein, ein Teil einer Garage oder ein Geräteschuppen dienen auch dem Zweck !

 

Das gehört in eine Stallapotheke :  

  • Fieberthermometer (am besten ein digitales um somit rektal keine Verletzungen zu provozieren)
  • Vaseline (zum schmerzlosen Einführen des Thermometers)
  • Starke Taschenlampe
  • Messbecher (cf. Küche) für Spülungen
  • Pinzette * (Zeckenentfernung) und / oder Zeckenzange
  • Schere (evtl Einmalnassrasierer um Hautpartien bei Problemen freizulegen)
  • Insektenschutzmittel * (wichtig im Sommer !!!)
  • Flüssiges Desinfektionslösung * (Isobétadine liquide oder crème haben sich mit ihrem Jodzusatz zur zusätzlichen Wundtrocknung sehr gut bewährt) oder aber Blau - / Silberspray.  Bitte erst nach Reinigung oberflächlicher Wunden auftragen, da ansonsten Infektionsgefahr besteht. Falls es sich um tiefere Wunden handelt, bitte nicht auftragen; die Beobachtung von Infektion oder aber das Nähen werden somit unmöglich !!!
    N.B. die Jodlösung lässt sich auch hervorragend als Hufbehandlung bei kleineren Verletzungen oder Ranzigkeit einsetzen (evtl. Jodoformes Ether8% ).
  • 20 ml Spritze (Ausspülung von Wunden; Verabreichung von Sirop, Puder etc.)
  • Wundpuder
  • Augensalbe (wichtig während der Fliegenplage bei tränenden Augen. Achten Sie bitte darauf, dass das Mittel kein Cortison enthält !)
  • Kühlende, abschwellende Salbe (evtl Sanimastin) bei Verstauchungen , starken Beanspruchungen etc.
  • Mehrere Packungen steriler Kompressen * (bewährt hat sich Grösse 7,5 x 7,5 cm und 10 x 20 cm) um Wunden abzudecken.
  • Mullbinden * in verschiedenen Grössen um Verbände zu halten. N.B. Bewährt haben sich selbsthaftende Binden, welche seit einiger Zeit im Handel erhältlich sind.
  • Stallbandagen (Pferdesport; Grösse Pony !) zur Schonung von Gelenken; bei Sehnenproblemen etc.
  • Baumwolldecke welche gut resorbtionsfähig sein sollte (evtl mit Deckengurt)
  • Hufmesser * um oberflächliche Steine zu entfernen und Verletzungen auszubessern.

 

An alle Wanderfreunde; jene Artikel, welche mit einem * gekennzeichnet sind, sollten sie auf einer längeren Wanderung für ihren Freund dabei haben.

 

Aus der Praxis für die Praxis

 

Temperaturmessung => immer rektal (im Darm).

Beim gesunden Esel liegt die Kerntemperatur zwischen 37,5 und 38,2 Grad (nach körperlicher Anstrengung, an sehr heissen Sommertagen und bei Fohlen können 0.5 Grad plus ohne Bedenken gemessen werden).

Anzeichen für schwerere Infektionen und damit ein Fall für den Tierarzt sind Messungen über 39 Grad.

 

Pulsmessung => unterhalb der Ganaschen (Backenknochen) nach innen hin. 

Normwerte beim Esel liegen zwischen 15 und 25 Schlägen pro Minute.

 

Atemfrequenzmessung => Ein – und Ausatmung gelten als 1 Frequenz (Beobachtung der Flanken !)

Ein gesunder Esel macht 8 bis 16 Atemzüge pro Minute (abhängig von Alter; Anstrengung und Aussentemperatur). Er atmet tief ein und aus; ohne Geräusche wie ein Pfeiffen oder ein Zischen von sich zu geben.

 

Je umsichtiger und kompetenter Sie ihrem Esel sogenannte Erste Hilfe leisten desto besser kann Ihr Tierarzt nach seinem Eintreffen weiterarbeiten und auf solche Informationen zurückgreifen, was die Diagnose, die Behandlung als auch die Prognose eines Problemes entscheidend beeinflussen kann.

 

Dieser Artikel soll aber keine Anleitung zur Selbstversorgung darstellen. Er soll eine Stütze bieten, um auf das Notwendigste zurückgreifen zu können und das Terrain für weiterleitende Massnahmen (vom Tierarzt) vorzubereiten.


Ein Muss für jeden Eselbesitzer ist folgender Literaturvorschlag (Aufbauend auf Pferdehaltung, aber auch sehr gut am Esel anzuwenden):

Bis der Tierarzt kommt  - Dr.med.vet. Jürgen Bartz; Kosmos-Verlag; ISBN 3-440-07127-8